|   | "Die Reise führt zu dir selbst. Sie will dein inneres Kind wachrufen, heilen, seine Botschaften integrieren. Und dein inneres Kind ist es wert: Es ist verspielt, berührend naiv im besten Sinn des Wortes, zugänglich und freundlich, dazu mutig und abenteuerlustig und trägt niemanden etwas nach. Gleichmut zu bewahren, gleich welche Höhen oder Tiefen dir in der Außenwelt begegnen, wird dir helfen. Nun lerne weiters diesen Gleichmut auch in deiner Innenwelt zu zeigen. Im Laufe des Prozesses wirst du ganz tief in deiner Mitte eine Oase des Friedens und des Glücks finden und dort nicht als kurzweiliger Tourist verweilen, sondern felsenfest verankert und beheimatet sein. Bist du tief in dir geerdet, hast du diesen Umgang mit dir gepflegt, dann magst du deinem Wirkungskreis wieder einen größeren Rahmen geben. Zu deinem Heil und zum Heil aller anderen!" Es war einmal... Eine Spielwiese unter Wasser, so wissen wir gleich, hier  geht es um kindliche Gefühle, um Spaß und um Freude. Das Leben besteht nur aus  Spielereien ohne jede Verpflichtung, man ist geschützt und geborgen im Großen  Ganzen. Doch einiges ist der Seele unbewusst. Das Meer steht ja als archetypisches Zeichen für das Auf und Ab im  Leben, für seine Höhen und vor allem für seine Tiefen. Und aus der Tiefe kommt der Widersacher - ein Hammerhai. Wellen gibt’s wie Sand am Meer, denkt sich dieser,  auf die eine oder andere kommt´s ja wohl nicht an. Bezeichnenderweise heißt er Egon. Es geht ihm nur um sein eigenes Vergnügen.   Die kleine Welle als Spielgefährtin nimmt er ja gar nicht ernst, er spielt nur  mit ihr. Mit ihren Gefühlen, ihrem Vertrauen, ihrer Offenheit, ihrer Hingabe  und ihrer Freundschaft. Hauptsächlich spielt er mit ihrem Defizit.
 Die kleine  Welle ist ja nicht nur klein im Sinne von unerfahren, naiv oder verspielt, sie  ist auch einsam. Weit und breit ist niemand, in dem sie sich spiegeln könnte,  der mit ihr auf gleicher Wellenlänge wäre. So kommt der kleinen Welle der Hammerhai eigentlich gelegen, denn er  verspricht Action und vor allem endlich den Ausbruch aus der gewohnten Welt. Da ihr fad ist und da ihr noch nie Böses widerfahren  ist, glaubt sie den abenteuerlichen Verlockungen eines völlig Fremden. Das  Märchen meint nun, dass es nichts nützt, Widersacher mit Groll, Hass oder  Rachegelüsten im Nachhinein bestrafen zu wollen. Besser wäre es zur rechten  Zeit  den Unterschied zwischen gottgegebenen Grenzen und eigenen Blockierungen zu erkennen.  Aus der Traum  Der Hammerhai steht für das Wollen, für die Verlockung, welche in einem bedürftigen Wesen ein  geeignetes Opfer findet. Und gleich dem Ego verspricht der Hai der kleinen Welle  das Blaue vom Himmel. Dass er dabei lügt, fällt nicht weiter auf. Im Gegenteil,  allfällige Ahnungen werden bewusst in den Wind geschlagen, damit nur ja der  ersehnte Traum nicht vorzeitig zerbricht. Zerbrechen tut er dennoch, womit der  Hammerhai der Symbolik gerecht wird, denn er steht als Fisch nicht nur für das  Leben, sondern auch für den Tod. Die kleine Welle kriegt die üble Wende aber gar nicht mit. Die  neue Welt ist viel zu faszinierend, schillernd, dass sie an Land verdunstet,  bemerkt sie nicht und alle anderen viel zu spät. Das Kind ist gestrandet, wir  wollen es retten! Doch das Spiel ist aus. Aber nur für ihren Körper, das  Bewusstsein nimmt die kleine Welle mit auf ihre Reise in den Himmel. So spricht das Märchen auch den Reinkarnationsgedanken an.
 Im Himmel  findet die kleine Welle einen wunderbaren Gefährten - eine Wolke. Wolken sind die Wohnstatt der  Gottheit, sie symbolisieren das Nebelhafte, Mysteriöse, sie stehen auch für die  verborgene Wahrheit, mit der Betonung auf „verborgen“. Wir sind im  Zwischenreich, im Bardho, wie die Tibeter sagen, nicht auf der Erde, noch nicht  im Himmel, näher bei Gott, ja, aber es fehlt noch ein Stück. Die Wolke will vermitteln,  welches Stück fehlt. Wolken sind ja auch Zeichen der persönlichen Wandlung, der  sich jeder unterziehen muss, um sich spirituell
zu vervollkommnen. Dass es mit der spirituellen  Vervollkommnung der einzelnen Wassertropfen nicht weit her ist, bemerken wir  schnell. Sie scheinen getrieben zu sein von alten Wünschen, verstrickt in  Emotionen und fixen Ideen, was sie in ihrem nächsten Leben erleben möchten, voll  Zank, Ego oder Illusion und vor allem unfähig, sich einen gemeinsamen Fahrplan auch  nur vorzustellen. Nur die kleine Welle weiß nicht, was sie will. Irgendwie ging  ihr der Existenzwechsel zu schnell. Anscheinend ist sie auch vergesslich. Die kleine Welle erinnert sich weder an die Familie  noch hat der Hai für sie noch Bedeutung. Wie kann das sein? Während wir  Menschen doch zumindest den Wunsch hätten, es dem Gegner heimzuzahlen, verliert  sie nicht ein Wort über den alten Widersacher. Ist sie noch im Schock? Hat sie  gar nicht mitgekriegt, wie sehr sie von ihm genarrt wurde? Oder ist sie im  Besitz einer Weisheit, die es uns im Leben auch leichter machen würde, mit   Enttäuschungen und Verletzungen umzugehen? Vielleicht ist sie  auch nur völlig naiv?Weg nach innen Die kleine Welle darf als einzige entscheiden, was sie  im nächsten Leben erleben will. Viele Inkarnationsmöglichkeiten werden ihr  angeboten, ganz offensichtliche, ganz  offenkundige, doch nirgendwo fühlt  sie sich wirklich gemeint. Nirgendwo scheint ihr Platz zu sein. So wird sie in  die eigentliche Form der Suche eingeweiht: in die der inneren Versenkung. Die Wolke  steht ja auch für den guten Geist, für die göttliche Stimme, die uns hilft,  wenn wir nicht mehr weiterwissen. Sie gibt keine exakte Wegbeschreibung, respektiert  unseren freien Willen, doch sie hilft dem, der sich dem Mysterium nähern will.  Der Weg der Erkenntnis, den die kleine Welle beschreitet, ist eigentlich ein  ganz klassischer, zumindest aus der östlich-spirituellen Sicht.
 Wer die äußeren Sinne abschaltet, Ohren, Augen, Mund  (Geschmackssinn), und ganz in sich hinein horcht, der fühlt, was ist, wenn einen  nichts mehr ablenkt. Wer sich nichts mehr erträumt, wer keine Vorstellung mehr  hat, wie etwas zu sein hätte, dem offenbart sich der Sinn des Lebens ganz von  selbst. Vom „Selbst“. Und so lässt sich die kleine Welle fallen, ohne zu  denken, ohne zu wollen, ohne etwas zu beabsichtigen, ohne sich etwas zu  wünschen. Als sie fällt, wird ihr der Einblick in all ihre bisherigen Leben  gewährt. Es ist aber auch ein Segen, diesen Einblick wieder zu vergessen. 
Trügen wir konkrete Erinnerungen an Vorgeburten,  Vor-Existenzen in uns, wir würden verrückt, vielleicht gebeutelt sein von  Schuldgefühlen, vielleicht gequält von unerfüllbaren Sehnsüchten oder  Größenwahn. Wir könnten uns auf die neuen Aufgaben nicht konzentrieren. Und doch nehmen wir etwas mit,  von einem Leben zum nächsten; (von einer Lebensspanne zur nächsten, so eng wollen wir das gar nicht sehen): neue Impulse (neue Wassertropfen) und all das,  was wir uns bereits erarbeitet haben. Unser inneres Potenzial kommt uns im  "neuen" Leben wieder zu Gute. Wie bei der kleinen Welle. Reinstes Seelenheil  Ihr größter Herzenswunsch scheint endlich erfüllt: Sie spürt  sich nicht nur geliebt, sie liebt. So trüb kann das Wasser gar nicht sein, dass  ihr dies abhanden käme. Ihr Sein hat nun endlich einen Sinn, die kleine Welle  ist eingebettet in einen größeren Sinn, den sie nun auch versteht. Und dieses  Verstehen, dieses Wissen verwandelt ihr Leben zum Da-Sein. 
Gönnen wir ihr dieses Glück. Sie hat ja doch bewiesen, dass  sie zu etwas Höherem bestimmt ist. Vielleicht ist sie keine Königin der Meere  und auch keine der Lande geworden, aber sie hat sich als Königin der bedingungslosen  Liebe gezeigt, die sie als Auftrag in diese Welt bringt.
 PS:  Und wenn in dem neuen Da-Sein der kleinen Welle vielleicht  wieder ein Widersacher auf den Plan kommt, der einen wunden Punkt im Ego findet  und hineinstößt, wird er – von oben betrachtet – mit dieser Tat seinem „Opfer“  nur zu einem weiteren Inkarnationssprung verholfen haben. Denn es gibt keine Widersacher,  es gibt nur Katalysatoren unserer Wandlung. Moral, man könnte aber auch Vision sagen  Es heißt ja immer: „Man  soll beizeiten lernen zu sterben, um zu leben…“. Im tibetischen Totenbuch wird  Sterben sogar als Lebensaufgabe (im wahrsten Sinn des Wortes) bezeichnet. Es  wird empfohlen, sich täglich mit dem Tod zu konfrontieren, damit man dann nicht überrascht  ist. So lehrt uns die Welle Loslassen. In die neue Welt gelangen wir nur, wenn wir nicht mehr an der alten hängen. Die Welle zeigt uns,  wie wir im Seelen-Kreislauf vorankommen. Wenn wir wie sie im Vertrauen getragen  sind, dass wir alle aus dem gleichen Stoff bestehen, wenn wir der Weisheit  Glauben schenken, dass sich nur die Form, aber nie die Essenz ändert, wenn wir  keine Fixiertheit in uns tragen, uns weder an den Körper, noch an Vorstellungen  (Muster) oder Emotionen (Bindungen) klammern, wenn wir ohne inneren Widerstand  dem Streben nach Luft (Äther), also Befreiung folgen, dann ist Sterben leicht.  Diese Offenheit dem Sterben und daher auch dem Leben gegenüber kann man nur mit  Mut und Hingabe erreichen. Und vermutlich auch mit einer ordentlichen Portion  Humor. Im Leben stirbt man ja nicht nur einmal, sondern viele Male, und es gibt  auch den Tod der Peinlichkeit …
  Diese Leichtigkeit des  Seins, das Ja zur Wandlung, zur Veränderung hat sich bis zum Hammerhai noch  nicht durchgesprochen. Er hat zwar eine Menge Tricks auf Lager und weiß, wie  man mit dem Verstand manipuliert, doch sein Denken wirkt wie ein  Vorschlaghammer, der alles zerstört, was ihn veranlassen könnte, sich selbst zu  ändern. Ihm wird seine Intelligenz beim Sterbeprozess nicht helfen. Während  Wasser jede Form annehmen kann, wird sich seine ausformulierte Persönlichkeit  gegen Veränderungen gröberer Natur sperren, körperlich wie geistig. Sein Ego  wird noch einige Male gebrochen werden, bis er sich wirklich dem Fluss der  Liebe hingibt. Vermutlich wird er sich noch länger kräftig auf Kosten anderer ablenken,  bevor er selbst das Abenteuer Leben wagt.13 Fragen an dich Die meisten Märchen beginnen mit „Es war einmal…“ und suggerieren uns ein,  die Geschichte käme aus urururalten Zeiten und  hätte mit uns ja gaaaaaaaar  nichts zu tun.Tja, die Geschichte der kleinen Welle ist ganz aktuell und ob sie nicht doch etwas mit dir zu tun hat,  kannst du herausfinden, wenn du dir folgende Fragen schriftlich beantwortest. Nimm dir  dafür Zeit, denn die unbewusste Welt (nämlich deine) will mit dir in Kontakt treten.
 
Dies ist Teil eines schamanischen Märchen-Therapiepfades. Insgesamt haben wir 13 Märchen so ausgearbeitet...Sehnst du dich öfters nach Menschen, die mit dir  auf gleicher Wellenlänge sind? Sprich, fühlst du dich manchmal allein, unverstanden, einsam?In welchen Belangen deines Lebens langweilst du  dich, tümpelst du herum? Hast du dann wenigstens ein bisschen Spaß dabei? Welche Verlockung, welch Versprechen könnte dich  an Land ziehen? Welchen Verführungen gehst du bekannterweise in die Falle?  Was möchtest du im Leben nie, nie, nie verzeihen  müssen? Und gleich angeschlossen: Wie gehst du damit um, hat dich jemand sehr  verletzt: Bist du dann rachsüchtig, nachtragend, beleidigt oder tust du so,  als ob es dir eh nicht wehgetan hätte?  Findest du das Spiegelgesetz doof, hilfreich oder uninteressant? Oder weißt du gar  nicht, was das ist? Fühlst du manchmal keinen Boden unter dir?Weißt du, wo dein Platz im Leben ist?  Hast du den unerschütterlichen Glauben in dir,  dass für dich immer gesorgt sein wird? Wer tut das bzw. wer soll das deiner Meinung nach  tun? Hast du Schwierigkeiten, dich ernsthaft zu  entscheiden und zielgerichtet auf etwas hin zu arbeiten? Sprich, hast du einen Plan im  Leben? Und nimmst du ihn auch ernst? Oder glaubst du, das ganze Leben ist sowieso nur  ein Spiel? Hauptsache, man lässt sich nicht davon ablenken … Wie sehr interessierst du dich für Meditation,  Innenschau usw.? Tröstet dich der Gedanke, dass es ein Leben nach  dem Tod gibt? Hilft er dir dazu dein Leben bewusster und moralischer anzugehen? Oder findest du diesen Gedanken doch eher  unerheblich, weil es um das Jetzt geht?  Wer ist der Hammerhai, der jetzt in deinem Ozean des Glücks herumfuhrwerkt? Wer ist jetzt der Widersacher in deinem Leben? Was genau tut er jetzt? Könnte ihn etwas zu mehr Mitgefühl bewegen? Oder ist das eine Illusion?  
    
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